Liebe Brauchtumsfreunde,
in dieser für uns alle ungewohnten Zeit, in der wir uns nicht zum tanzen, singen, feiern und einfach zum zusammen sein treffen können wollen wir Euch ein paar Bilder aus unserer 32-jährigen Vereinsgeschichte und unserer „Trachtenschatzkammer“ zeigen. Sie sollen Euch an die schönen gemeinsamen Stunden erinnern und die Hoffnung auf eine Zeit wach halten, in der wir uns wieder treffen können und auch große Trachtenfeste feiern können.
Heute befassen wir uns mit dem ehemaligen Radfahrverein.
Unser Bild zeigt den Geldersheimer Radfahrverein vermutlich in den Jahren zwischen 1900 und 1914. Mir geht es hier in erster Linie nicht um die Geschichte des Radfahrvereines, sondern um die Rolle der Tracht. Interessant ist, dass die Männer in zeitgenössischer Mode zu sehen sind. Sie waren es vermutlich auch, die die Mitglieder waren und den Verein mit Leben erfüllt haben. Zu einem Festanlass haben sie Ehrendamen ernannt. Diese sind in der Bildmitte platziert und tragen eine Mischform der Tracht. Mieder, Röcke und Schürzen (mit Schürzenbänder) stammen aus der Zeit der sog. „alten Tracht“ (1850-1880). Die 1900-1920 modernen Halstücher sind aber nicht mehr nach hinten gebunden getragen worden, sondern wurden in den Ausschnitt gesteckt. Bei der späteren Tracht wurden sie dann vor der Brust gekreuzt und in den Schürzenbund gesteckt. So tragen wir sie auch noch heute. Ebenso interessant ist, dass die Ehrendamen keine Festtracht, sondern Tanztracht (mit weißen Blusen) trugen. Eigentlich hätte ich hier den langärmeligen Körres erwartet. Außerdem tragen sie auch das nach 1900 in Mode gekommene goldene Kreuz zur eigentlich alten Tracht von 1850-1880. Man sieht, auch damals gab es das Phänomen, dass man zu besonderen Anlässen in die historischere Kleidungsform gewechselt ist, da man diese für repräsentativer hielt.
Bleibt gesund.
Mit kameradschaftlichen Trachtengrüßen
Euer
Oliver Brust
Leiter der Trachtengruppe