Die Galderschummer Kerwa 2018, auf die sich heuer 8 junge Paare vorbereitet haben, ist gut verlaufen. Unsere Kirchweih geht auf das Jahr 1764 zurück. Damals hat der Würzburger Fürstbischof die Kirchweihen in seinem Hochstift (=weltliches Herrschaftsgebiet des Fürstbischofs) auf den Sonntag nach Martini (=11. November) festgelegt. Ziel war es, dass alle Kirchweihen gleichzeitig stattfinden und die Feierlichkeiten keinen gegenseitigen Besuch aus den anderen Dörfern auslösen würden. Doch Geldersheim und einige wenige andere Dörfer durften eine Woche später noch feiern. So gibt es eine Urkunde im Gemeindearchiv, die 1847 von der königlichen Regierung in Unterfranken (da waren wir dann schon Bayern!) ausgestellt wurde. Sie ist überschrieben mit dem Text „Im Namen seiner Majestät des Königs“ und bestätigt den Termin am „am zweiten Sonntage nach Martini“. In meiner Kindheit bestand die Kirchweih aus einem Rummelplatz am Marktplatz mit Autoscootern, Los- und Schießbude, einem Kinderkarussell und Bratwurststand. Man ging mit der Familie zum Wirt zum Essen und am Samstagabend fand im Sportheim ein Tanzabend mit Oldies statt.
In Gesprächen mit älteren Geldersheimern habe ich erfahren, dass die Galderschummer Kerwa früher (Vor und nach dem 1. Weltkrieg) ein überörtlich bekanntes und beliebtes Fest war. Am Samstag stellten die Fichtenburschen die Kirchweihfichten vor den beiden Gaststätten („Zur Krone“ – heute Sparkasse und „Fränkischer Hof“ – auch heute noch unser Kirchweihlokal) auf. Am Samstagabend, Sonntagnachmittag und -abend und Montagnachmittag und -abend fand dann in beiden Tanzsälen Kirchweihtanz statt. Meist spielten damals überörtlich bekannte Militärkapellen. Die Tanzsäle waren meist nur mit Sitzbänken entlang der Wand ausgestattet. Darauf saßen die Mädchen und warteten darauf, von den Burschen aufgefordert zu werden. An den wenigen Tischreihen saßen vornehmlich die Älteren und beobachteten das Geschehen. Ein Bild aus den 20-er Jahren zeigt den Hammeltanz auf dem Marktplatz mit zahlreichen Zuschauern, die um die Tanzpaare herum stehen. Im Hintergrund sieht man eine Schiffschaukel. Das hat uns angespornt, die Kerwa wiederzubeleben.
1989 (ein Jahr nach unserer Vereinsgründung) haben wir dann den alten Brauch der Fichtenburschen, die noch bis in die 50-er Jahre die Kirchweihfichten vor den Wirtschaften aufstellten und abends im Tanz mit ihren Mädchen eine Ehrentour tanzten, wiederbelebt. Das kam gut an. Nicht nur bei der älteren Generation, sondern auch bei der Jugend. Im ersten Jahr haben wir für die Burschen die Arbeitstracht angeschafft und die Mädchen waren damals noch mit Jeans und Anorak beim Fichtenaufstellen dabei. Ab 1990 dann haben wir von den alten Bauersfrauen (unseren „Frääli“, die sich noch tagtäglich in Tracht kleideten) Trachten für die Fichtenmädchen ausgeliehen. Die Mutter eines Fichtenmädchens sagte mir damals: „Du glaubst doch nicht, dass meine Tochter das alte Zeug anzieht?“ Doch es hat alles funktioniert. Die Mädchen waren stolz auf die Trachten und so hat sich der Brauch des Fichtenaufstellen mit Arbeitstracht eingebürgert und bis heute erhalten. In den folgenden Jahren ist unser Trachtenverein dann gewachsen und hat eine große Sammlung an Trachten angelegt, so dass wir die Fichtenmädchen in Tanztracht, Arbeitstracht und Festtagstrachten ausstatten konnten. Für die Burschen haben wir in den ersten Jahren Männertrachten bei unserem Patenverein in Euerbach und beim Musikverein Geldersheim ausgeliehen. Zwischenzeitlich haben wir durch Privatspenden und Zukäufe über Ebay genügend schwarze Gehröcke und Zylinder zusammentragen können, so dass wir seit 2002 die Burschen zur Tanz- und Festtracht zeitgenössisch mit dem „Stöäß und Zylinder“ ausstaffieren konnten.
Unser Kirchweihprogramm hat sich über die Jahre entwickelt und verändert. Begonnen haben wir mit einem Fränkischen Tanzabend am Freitag im Fränkischen Hof, dem Fichtenaufstellen am Samstag und einem Besuch beim Sportvereinstanz am Samstagabend. Dann kam ab 1990 der Hammeltanz am Sonntagnachmittag dazu. Ein paar Jahre später dann das Kaffeetrinken im Saal im Anschluss an den Hammeltanz, dann der Seniorennachmittag am Montagnachmittag und schließlich der Fackelumzug am Sonntagabend zum Haus den neuen Hammelkönigs. Bis 2017 veranstalteten wir am Montagabend noch einen Fränkischen Tanzabend bei Kerzenschein, den wir in diesem Jahr wieder gestrichen haben, weil die Besucherzahlen nicht ausreichend waren. Auch ohne den Tanz am Montagabend war die Kirchweih ein schönes Fest mit vielen guten Begegnungen.
Die Fichtenpaare eröffneten am Freitagabend die Kirchweih beim Fränkischen Tanz mit einer Ehrentour (Walzer, Bauramadla, Schottisch und Dreher). Anschließend hielt Manuel Eusemann die Kirchweihansprache, bei der mit dem Kirchweihwein auf die Honoratioren und der Gemeinde und des Vereins angestoßen wurde. Danach folgten zahlreiche Tanzrunden bis weit über Mitternacht hinaus. Am Samstagmorgen begannen die Fichtenpaare mit ihrem Kirchweihumzug und dem Aufstellen der Kirchweihbäume. Am Abend besuchten dann die Fichtenpaare den Tanz des Sportvereins in moderner Kleidung. Den Sonntag als Höhepunkt der Kerwa begannen sie mit einem Festgottesdienst (mit viel Weihrauch 😊) in der katholischen Pfarrkirche Sankt Nikolaus. Um 14.00 Uhr folgte der historische Hammeltanz auf dem Plan. Hier tanzten sie um die beiden Kirchweihschäfer und die (Kamerun-)Schafe herum. Dabei wurde ein Blumenstrauß weitergereicht. Wer dann den Strauß in der Hand hat, wenn ein zuvor gestellter Wecker klingelt, ist das neue Hammelkönigspaar. Diesmal gewannen Lara Heymanns und Kevin Heßler. Lara hatte Glück im Unglück, denn sie hatte am Freitagabend einen Tanzunfall bei der Francaise gehabt und sich den Fuß gebrochen. Mit einem ausgeliehenen Rollstuhl konnte sie jedoch bei allen Kirchweihveranstaltungen dabei sein und auch beim Hammeltanz mitmachen. Und hier war ihr das Glück dann hold.
Zum Hammeltanz waren auch zahlreiche Ehrengäste erschienen: Unser stellv. Landrat Peter Seifert, Pfarrer Grzibek und Diakon Prapolinath, einige Kreisräte sowie die Mitglieder des Gemeinderates. Auch die zwei stellvertretenden Gauvorstände Marcus Müller und Kurt Weber waren zur Kirchweih gekommen. Am Abend machten wir mit dem Fackelumzug unserem neuen Königspaar unsere Aufwartung und begleiteten sie zum Tanzsaal, wo sich der Kirchweihtanz fortsetzte. Am Montagnachmittag fand das Wirtshaussingen für jung und alt im Saal statt. Es spielte unser Vereinsmusiker Peter Kluge. Die Kirchweih ließen wir dann im Gasthaus ausklingen und freuten uns auf das Hammelessen zum Kirchweihabschluss am darauffolgenden Freitag.